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Otto Schumann als nationalsozialistischer Schreibtischtäter

Unter den verschiedenen Typen nationalsozialistischer Täter vertritt Otto Schumann den des Schreibtischmenschen, der in führender Stellung die organisatorischen Bedingungen für die Besatzungs- und Vernichtungspolitik schafft. Als Befehlshaber der Ordnungspolizei in Stettin, Den Haag, Münster und Wien trägt er maßgeblich zur Eingliederung der uniformierten Polizei in das Dritte Reich bei und ermöglicht deren Beteiligung an den Verbrechen des NS-Regimes.

Sein Lebenslauf steht beispielhaft für viele Angehörige der „Frontkämpfergeneration“ des Ersten Weltkrieges, die sich mit den politischen Bedingungen der Weimarer Republik gar nicht oder nur oberflächlich abfinden konnten. In den Reihen der Schutzpolizei finden sich viele Offiziere mit antidemokratischer Grundhaltung. Als die Nationalsozialisten nach der Macht greifen, haben sie deshalb von Seiten des Polizeioffizierskorps mit keinerlei Widerstand zu rechnen. Im Dritten Reich stellen sich die meisten Polizeioffiziere dem Nationalsozialismus bereitwillig zur Verfügung – auch Otto Schumann. Innerhalb der Polizei bereiten sie den Boden, auf dem der Nationalsozialismus seine Zerstörungskraft entfalten kann. Während des Krieges sind sie für die Weitergabe und die Ausführung verbrecherischer Befehle verantwortlich.

Dieser Verantwortung müssen sich die meisten nach dem Krieg nicht stellen. Wie Otto Schumann leben sie weitgehend unbehelligt und mit einer Beamtenpension versehen bis an ihr Lebensende.