Sozialfaschismusthese (der KPD)

Die Sozialfaschismusthese der KPD sah nicht die Nationalsozialisten, sondern die SPD als Hauptfeind an.

Als Sektion der Kommunistischen Internationalen verfolgte die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) seit 1929 einen politischen Kurs, der die Sozialfaschismusthese beinhaltete. Diese These ging davon aus, dass die Sozialdemokratie als Träger des kapitalistischen Systems ein "Zwillingsbruder des Faschismus" sei. Wäre die kapitalistische Gesellschaft abgeschafft, würde sich auch das Problem des Faschismus lösen. Die SPD wurde deshalb zum Hauptfeind erklärt, der Faschismus als nur eine Ausdrucksform der kapitalistischen Herrschaft.

Historische Ursachen für diese Ansicht war die Kluft, die zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten seit dem Ersten Weltkrieg entstanden war. Die Revolution 1918/19 war von SPD-Politikern niedergeschlagen und die Vorstellungen des linken Flügels von einer Räterepublik nicht verwirklicht worden. Die SPD als Befürworter der Weimarer Republik stand nun den Interessen der KPD gegenüber.

Die Sozialfaschismusthese erwies sich schon kurze Zeit später als schwerwiegende Fehlanalyse. Zum einen stand ein Großteil der Arbeiterschaft hinter der SPD und ließ sich nicht gegen den "Sozialfaschismus" mobilisieren. Zum anderen profitierten die Nationalsozialisten von der Feindschaft zwischen KPD und SPD, die ein gemeinsames Vorgehen gegen die NSDAP verhinderte. Erst in den dreißiger Jahren wurde der Kurs revidiert und zur Bildung einer Einheits-, bzw. Volksfront gegen die Nationalsozialisten aufgerufen.

Benz: Lexikon des deutschen Widerstandes, S. 28.
Josef Schleofstein: Die "Sozialfaschismus"-These