Polizeipräsidium

Das Polizeipräsidium am heutigen Jürgensplatz wurde in den Jahren von 1929 bis 1932 erbaut. Der Umzug vom vorherigen Präsidium in der Mühlenstraße zum damaligen Mackensenplatz erfolgte 1934. Hier lag der Sitz des Polizeiprä-sidenten, des „Höheren SS- und Polizeiführers und Polizeiführers West“. Eben-falls im Gebäude waren die Vertreter des SS-Oberabschnitts West, die 20. SS-Standarte, die 6. SS-Reiter-Standarte und der 4. SS-Nachrichtensturmbann un-tergebracht. In den Räumlichkeiten amtierte außerdem die Fremdenpolizei (mit Einwohnermeldeamt), die Gewerbepolizei, lagen das Geschäftszimmer des Kommandos der Schutzpolizei, das Überfallkommando und das Abschnitts-kommando Süd der Schutzpolizei.

Im Juni 1933 wurde der SS-Gruppenführer Fritz Weitzel zum Polizeipräsiden-ten ernannt. Weitzel war bereits im Alter von 22 Jahren in die SS eingetreten und erst 29 Jahre alt, als er Polizeipräsident wurde. Er galt selbst in NSDAP-Kreisen als unfähig, hatte sich aber gegen andere Bewerber geschickt durchge-setzt.

In der Zeit vom 30. Januar 1933 bis zum 8. Mai 1945 wurden 7.101 Männer und 851 Frauen als Gegner der Nationalsozialisten im Polizeipräsidium inhaf-tiert. Viele Häftlinge wurden der Gestapo zu Verhören ausgeliefert. Diese fol-terte oft, um Informationen über politische und kirchliche Widerstandskreise in Düsseldorf zu erhalten. Viele der Verhafteten wurden durch die Verhöre in den Selbstmord getrieben. Ein Todesfall im Polizeipräsidium ist der des Stewards Emil Schäfer (*1886). Er wurde im November 1936 festgenommen, weil er Kurierdienste für eine sich formierende gewerkschaftliche Widerstandsgruppe übernommen hatte. Alle Gruppenmitglieder wurden verhaftet und die Anklage im April 1937 erhoben. Das Oberlandesgericht Hamm fällte Ende Juni die Ur-teile: „Vorbereitung zum Hochverrat“. Emil Schäfer erlebte die Urteilsverkün-dung nicht mehr, er war bereits am 13. Januar 1937 im Düsseldorfer Polizei-präsidium „verstorben“.

Polizeipräsident Weitzel konnte nicht für das unter seiner Leitung begangene Unrecht zur Verantwortung gezogen werden. Er starb 1940 bei einem Bom-benangriff auf Düsseldorf. Sein Nachfolger wurde SS-Brigadeführer August Korreng. Der Platz am Polizeipräsidium heißt heute nach dem Kommandeur der Schutzpolizei, Polizeioberstleutnant Franz Jürgens, der kurz vor Kriegsen-de dem Widerstandskreis um Aloys Odenthal und Karl August Wiedenhofen geholfen hatte.

Während der NS-Zeit war an der Fassade des Polizeipräsidiums auch das Sym-bol der Nationalsozialisten angebracht worden, ein Hakenkreuz. In den 80er Jahren wurde vor dieser historischen Stelle eine eiserne Tafel des Künstlers Anatol angebracht. Auf ihr steht ein demokratischer Leitspruch, auf den die Inhaftierten in der NS-Zeit nicht bauen konnten: „Vor dem Gesetz sind alle gleich“.

Literaturhinweise: Annette Leo, Briefe zwischen Kommen und Gehen