Auswahlkriterien zur Person

Heinrich Schneider ist ein Überzeugungstäter. Seine nationalsozialistische Weltanschauung und sein fanatischer Judenhass sind die wichtigsten Triebfedern seines verbrecherischen Handelns. Vor Ort verwirklichen das SS-Mitglied Schneider und die ihm unterstellten Männer den Massenmord an den sowjetischen Juden. Gefühle habe er sich aufgrund seiner ideologischen Grundausrichtung nicht leisten können, erklärt er zwanzig Jahre später, als ihn Ermittler fragen, warum er sich vom Weinen und Flehen seiner Opfer nicht habe beeindrucken lassen.

Schneider ist nicht nur für seine eigenen Taten verantwortlich, sondern auch für die seiner Untergebenen. Während der Durchsuchungen in Bialystok erschoss er fünf jüdische Männer und spornte so die Angehörigen seines Zuges zu weiteren Untaten an. Ohne direkte Befehle seiner Vorgesetzten ordnete er in zwei Fällen Massenmorde auf eigene Initiative an. Schneiders Beispiel verdeutlicht den radikalisierenden Einfluss untergeordneter Offiziere und SS-Führer auf ihre Männer.

Schneiders Karriere zeigt die Bedeutung der Ordnungspolizei für die nationalsozialistische Expansions- und Vernichtungspolitik. Er diente bei den Besatzungstruppen in Polen und Frankreich sowie bei den mobilen Mordkommandos in Russland, die zumeist von der „grünen Polizei“ gestellt werden.

Nach dem Krieg lebt Schneider unbehelligt in Wuppertal. 1949 wird er sogar als „Entlasteter“ eingestuft. Allerdings holt ihn in den 60er Jahren seine Vergangenheit ein. Als seine sorgsam aufgebaute Nachkriegsexistenz durch die Anklage als Kriegsverbrecher einzustürzen droht, entzieht er sich seiner Verantwortung durch Selbstmord.